Nach 38 Jahren Unternehmensgeschichte beendet der Freiburger Öko-Versandhändler Waschbär GmbH Ende September 2025 seinen Geschäftsbetrieb. Das Unternehmen teilte mit, dass der Betrieb zum 30. September 2025 eingestellt wird. Als Hintergrund nennt Waschbär anhaltende wirtschaftliche Schwierigkeiten und das Scheitern der Investorensuche im laufenden Insolvenzverfahren. Rund 160 Mitarbeitende verlieren ihren Arbeitsplatz; sie wurden bereits informiert, und ein Sozialplan wird vorbereitet. Auch Kundinnen und Kunden müssen sich auf die Schließung einstellen, der Onlineshop und der einzige Laden schließen in den kommenden Wochen. Im Folgenden die wichtigsten Informationen zu Gründen, Ablauf und Konsequenzen der Geschäftsaufgabe.
Insolvenz in Eigenverwaltung und Sanierungsversuche
Bereits Anfang 2025 geriet Waschbär in eine ernste finanzielle Schieflage. Am 28. Februar 2025 stellte die Geschäftsführung einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Freiburg. Dieses Verfahren erlaubte es dem Unternehmen, unter Aufsicht eines Sachwalters den Geschäftsbetrieb zunächst fortzuführen. In den Monaten danach unternahm Waschbär umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, um das Unternehmen zu stabilisieren. So wurden Personalkosten gesenkt und Geschäftsbereiche verschlankt: Insgesamt 70 Stellen (von zuvor über 220) mussten abgebaut werden. Zudem konzentrierte sich Waschbär fortan ausschließlich auf den Online-Handel im deutschsprachigen Raum – der gedruckte Produktkatalog wurde eingestellt und der niederländische Onlineshop geschlossen; auch das stationäre Ladengeschäft in Freiburg sollte im Laufe des Jahres aufgegeben werden. Diese Schritte sollten die Struktur verschlanken und die Wirtschaftlichkeit verbessern, um eine Zukunftsperspektive für das Traditionsunternehmen zu ermöglichen.
Das Insolvenzverfahren wurde nach der dreimonatigen vorläufigen Phase Ende Mai 2025 offiziell eröffnet. Seitdem arbeitete die Geschäftsführung gemeinsam mit externen Sanierungsexperten daran, einen Investor oder eine andere Fortführungslösung zu finden. Unterstützt wurde Waschbär in diesem Prozess von der Freiburger Kanzlei Schleich & Partner als Generalbevollmächtigte. Zum Sachwalter – der die Eigenverwaltung überwacht – bestellte das Gericht den Rechtsanwalt Dr. Dirk Pehl von der Kanzlei Schultze & Braun. Trotz dieser intensiven Bemühungen blieben die Sanierungs- und Übernahmeverhandlungen letztlich ohne Erfolg.
Keine Investorenlösung – Betrieb wird eingestellt
Trotz großer Anstrengungen konnte kein neuer Geldgeber gewonnen werden.
Wie das Unternehmen mitteilt, konnte kein Investor gefunden werden, der Waschbär auf Basis des vorliegenden Sanierungskonzepts übernimmt. In Abstimmung mit den Beteiligten des Insolvenzverfahrens wurde daher die Einstellung des Geschäftsbetriebs zum 30. September 2025 beschlossen. Geschäftsführerin Katharina Hupfer äußerte sich betroffen über das bevorstehende Aus: „Unser Weg in dieser Form endet – das fällt uns schwer“, erklärte Hupfer in einer Stellungnahme. „Wir danken allen, die uns begleitet und unterstützt haben. In den kommenden Wochen gilt unser Augenmerk einer verantwortungsvollen Abwicklung – im Sinne unserer Mitarbeitenden, Kundinnen, Kunden und Gläubiger“.
Gründe für die Geschäftsaufgabe
- Schwierige Marktbedingungen: Seit geraumer Zeit leidet Waschbär unter Umsatzrückgängen. Eine allgemeine Konsumzurückhaltung im Handel sowie konjunkturelle Unsicherheiten haben das Geschäft beeinträchtigt. Diese schwierigen Rahmenbedingungen treffen insbesondere den nachhaltigen Handel, in dem Waschbär tätig ist.
- Anhaltende Verluste: Trotz umfangreicher Kostensenkungsmaßnahmen – einschließlich des Stellenabbaus und der Reduzierung von Angeboten – schrieb das Unternehmen weiterhin rote Zahlen. Der Rückgang der Erlöse konnte durch die Einsparungen nicht ausgeglichen werden.
- Fehlendes Kapital: Die fortlaufenden Verluste machten deutlich, dass eine Fortführung nur mit frischem Kapital möglich gewesen wäreonlinehaendler-news.de. Ein externer Investor oder Geldgeber wäre nötig gewesen, um den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren. Trotz intensiver Suche im Rahmen des Sanierungsverfahrens fand sich jedoch kein geeigneter Investor, der bereit war zu investieren und das Unternehmen weiterzuführenonlinehaendler-news.de.
Diese Faktoren zusammen besiegelten letztlich das Schicksal des ehemals erfolgreichen Umweltversenders. Da weder durch interne Sanierung noch durch eine Übernahme eine tragfähige Perspektive hergestellt werden konnte, blieb nur die geordnete Aufgabe des Geschäfts.
Auswirkungen auf die Mitarbeitenden
Die sozialen Folgen der Betriebsschließung treffen rund 160 Mitarbeitende, die zuletzt bei Waschbär beschäftigt waren. Bereits vor der öffentlichen Bekanntmachung wurden die Beschäftigten in einer Belegschaftsversammlung über die Entscheidung informiert. Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretungen erarbeitet die Geschäftsleitung einen Sozialplan, um die Auswirkungen der Entlassungen so gut wie möglich abzufedern.
- Von ursprünglich etwa 230 Mitarbeitenden vor Insolvenzeröffnung sind nach dem Sanierungskurs noch 160 Beschäftigte übrig, deren Stellen nun wegfallen.
- Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen durch einen Sozialplan und in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit unterstützt werden, um den Übergang in neue Beschäftigungen zu erleichtern.
- Bereits Ende Mai 2025 – mit Start des offiziellen Insolvenzverfahrens – hatte Waschbär circa 70 Stellen abgebaut, um das Unternehmen zu verschlanken. Diese Maßnahme war Teil des Restrukturierungsplans, konnte jedoch die endgültige Schließung nicht verhindern.
Auswirkungen auf Kundinnen und Kunden
Für die Kundschaft von Waschbär ändert sich vorerst wenig, bis der Geschäftsbetrieb endgültig ausläuft. Das Unternehmen betont, dass Bestellungen, Retouren und Serviceleistungen weiterhin in gewohnter Weise abgewickelt werden bis zur Schließung Ende September. Alle laufenden Verpflichtungen gegenüber Kundinnen und Kunden sollen zuverlässig erfüllt werden.
- Der Online-Shop von Waschbär bleibt bis zum 30. September 2025 geöffnet. Kunden können weiterhin aus dem Sortiment bestellen; Bestellungen und Rücksendungen werden regulär bearbeitet.
- Der stationäre Waschbär-Laden in Freiburg wird noch bis voraussichtlich September 2025 betrieben und schließt dann dauerhaft. Damit endet auch die lokale Präsenz des Unternehmens in der Gründungsstadt.
- Der Verkauf konzentriert sich in den kommenden Wochen darauf, den verbleibenden Warenbestand vollständig abzubauen. Es ist damit zu rechnen, dass Ausverkäufe stattfinden, damit möglichst alle Restbestände bis zur Schließung veräußert werden können.
- Die Schweizer Tochtergesellschaft der Waschbär GmbH, mit Sitz in der Schweiz und fünf Beschäftigten, wird im Laufe des Jahres 2025 ebenfalls den Betrieb einstellen. Schweizer Kundinnen und Kunden sind somit gleichermaßen vom Rückzug der Marke betroffen.
Kundinnen und Kunden werden gebeten, etwaige Gutscheine oder Guthaben möglichst bis zur Betriebseinstellung einzulösen. Der Kundenservice bleibt bis auf Weiteres erreichbar, um Fragen zur Bestellabwicklung, Rückgaben oder Garantiefällen zu klären. Das Unternehmen versichert, die Abwicklung im Sinne der Kunden so verantwortungsvoll wie möglich zu gestalten.
Weiteres Vorgehen und Abwicklung
Bis Ende September läuft der Geschäftsbetrieb unter Aufsicht des Insolvenzverwalters geordnet weiter. In dieser Übergangsphase liegt der Fokus darauf, alle offenen Vorgänge abzuschließen und Verpflichtungen zu erfüllen. Die Geschäftsführung betont, man werde „in den nächsten Monaten alles daransetzen, das Verfahren im Sinne unserer Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden sowie aller Gläubiger:innen verantwortungsvoll zu gestalten“.
Nach dem 30. September beginnt die eigentliche Abwicklung des Unternehmens. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wird trotz der Aufgabe des Tagesgeschäfts fortgeführt, bis alle Vermögenswerte verwertet und die Ansprüche der Gläubiger bestmöglich befriedigt sind. Die bereits erwähnte Kanzlei Schleich & Partner begleitet den Prozess weiter als Beraterin der Geschäftsführung, während Sachwalter Dr. Pehl die Interessen der Gläubiger vertritt und die geordnete Liquidation überwacht.
Ob und wann ein Insolvenzplanverfahren oder die Liquidation formell abgeschlossen werden kann, ist derzeit noch offen. Zunächst steht die Abwicklung des operativen Geschäfts im Vordergrund – einschließlich der Schließung aller Standorte, der Abschaltung des Online-Shops zum Stichtag und der finalen Inventur des Warenlagers. Anschließend wird sich das Verfahren auf die Verwertung noch vorhandener Vermögensgegenstände (beispielsweise Restposten, Einrichtungen, Rechte) und die Verteilung etwaiger Erlöse an die Gläubiger konzentrieren.
Keine Nachfolgelösung in Sicht
Aktuell deutet nichts auf eine kurzfristige Nachfolgelösung oder Übernahme einzelner Geschäftsbereiche hin. Interessenten für eine Fortführung der Marke oder Teile des Geschäfts haben sich im Rahmen des Investorenprozesses nicht gefunden. Damit wird Waschbär – nach heutigem Stand – vollständig vom Markt verschwinden, sobald die Abwicklung abgeschlossen ist.
Auch eine übertragende Sanierung (der Verkauf bestimmter werthaltiger Teile an einen anderen Marktteilnehmer) scheint nicht zustande zu kommen, da kein Investor bereit war, das nachhaltige Versandhandelsmodell von Waschbär weiterzuführen. Die Geschäftsführer hatten zwar bis zuletzt nach Alternativen gesucht, sehen nun aber keine realistische Perspektive mehr für den Fortbestand des Unternehmens in irgendeiner Form. Sollte sich wider Erwarten doch noch ein Käufer für Markenrechte oder Restbestände finden, wäre dies ein separater Prozess außerhalb des regulären Geschäftsbetriebs. Konkrete Gespräche dazu sind öffentlich jedoch nicht bekannt.
Über „Waschbär – Der Umweltversand“
Die Waschbär GmbH, bekannt als „Waschbär – Der Umweltversand“, wurde 1987 in Freiburg im Breisgau gegründet. Das Unternehmen galt als Pionier des nachhaltigen Versandhandels im deutschsprachigen Raum und war einer der größten Anbieter umweltgerechter und sozialverträglicher Produkte. Zu Spitzenzeiten umfasste das Sortiment rund 6.000 Artikel in diversen Alltagsbereichen – von Öko-Mode und Schuhen über Haushaltswaren und Naturkosmetik bis hin zu Möbeln. Waschbär kombinierte ein umfangreiches Vollsortiment mit strengen ökologischen und sozialen Standards und erreichte Kundinnen und Kunden in Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie zeitweise in den Niederlanden.
In den vergangenen Jahrzehnten baute Waschbär eine treue Stammkundschaft auf und prägte die Entwicklung des nachhaltigen Konsums wesentlich mit. 2017 stellte das Unternehmen seine Eigentümerstruktur auf Verantwortungseigentum um, um langfristig unabhängig von gewinnorientierten Investoren zu bleibenpurpose-economy.org. Hauptgesellschafter war zuletzt die Triaz Group, zu der Waschbär gehörte. Trotz dieser werteorientierten Ausrichtung geriet das Unternehmen durch verändertes Kaufverhalten und Wettbewerb unter Druck. Im Jahr 2022 erwirtschaftete die Triaz-Gruppe mit Waschbär einen Umsatz von rund 63 Millionen Euro, konnte aber in den Folgejahren die Profitabilität nicht sichern.
Mit der nun angekündigten Geschäftsaufgabe endet die Geschichte eines einst erfolgreichen Öko-Versandhändlers. Branchenbeobachter würdigen Waschbär als Vorreiter für nachhaltigen Konsum, dessen Pionierarbeit viele ökologische Standards in der Branche mitbegründet hat. Gleichzeitig macht das Scheitern von Waschbär deutlich, wie herausfordernd das Marktumfeld für spezialisierte Versender geworden ist. Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner verabschieden sich in diesen Wochen von der Marke, während die Abwicklung ihren geordneten Lauf nimmt. Offizielle rechtliche Schritte wie Insolvenzanträge oder Sanierungsversuche wurden ausgeschöpft; eine Fortführungslösung blieb jedoch aus, sodass Waschbär im Herbst 2025 endgültig seine Pforten schließt.
Quellen: Offizielle Mitteilungen des Unternehmens und Insolvenzverwalters, Pressemitteilungen und Branchenberichte (FashionUnited, Schuhkurier, Shoez, OnlinehändlerNews).
